Viele kennen wahrscheinlich diese Situation: Man ist auf eine Party eingeladen, auf der man kaum jemanden kennt. Man betritt den Raum, es herrscht schon ein reges Treiben. Man schaut sich um, verschafft sich einen Überblick, sucht nach dem Gastgeber.

Oder vielleicht folgende: Man sitzt im Wochenmeeting. Jeder spricht über die vergangenen Ereignisse aus seinem Bereich. Zahlen werden ausgewertet. Man hat sich vorbereitet und kennt den Ablauf genau. Ab und zu finden kurze Diskussionen statt. Dann ist man selbst an der Reihe.

Welche Gefühle steigen in Ihnen auf, wenn Sie sich diese Situationen vor Ihr inneres Auge führen? Aufregung? Ein mulmiges Gefühl? Nervosität? Vielleicht ein bisschen Angst?

Diese Gefühle sind in ungewohnten Situationen oder Situationen, denen wir eine gewisse Bedeutung zuschreiben erst einmal völlig normal. Neue Erfahrungen schärfen unsere Sinne, sorgen für Konzentration und Fokus. Wir wollen einen guten Eindruck machen und Kompetenz beweisen. Das Kribbeln im Bauch ist ein Zeichen dafür, dass uns etwas wichtig ist. Am Ende meistern wir die Situation, haben neue Leute kennengelernt und bei unserem Chef gepunktet. Häufig fragen wir uns dann „Warum hab ich vorher nur so viele Gedanken gemacht?“ und lachen darüber.

Nicht so bei Menschen, die unter sozialer Phobie leiden. Manchmal spricht man auch von der „Bewertungsangst“. Der Angst vor (negativer) Bewertung durch andere Menschen. Wenn die Betroffenen den oben beschriebenen Raum betreten, ist ihr Hemd schon schweißnass. Sie zittern und fangen vielleicht sogar an zu stottern, sofern Sie überhaupt etwas sagen. Ihre Gedanken kreisen nur um eine Frage: „Was denken die anderen von mir?“. Die Angst entsteht dann durch die gedankliche Beantwortung dieser Frage:

Diese Gedanken machen ein ungutes Gefühl – logisch. Sie führen jedoch gleichzeitig auch zu einer Verstärkung der Symptome. Man landet in einem Teufelskreis.

Um solche Situationen folglich zu vermeiden und die Angst vor Menschen in den Griff zu kriegen entwickelt man eine Vielzahl an Strategien:

Das sind ein paar Strategien, die häufig genutzt werden, um mit der Angst vor Menschen umzugehen. Leider führen Sie dazu, dass sich die Betroffenen einschränken. Dies kann sogar bis zu dem Ausmaß stattfinden, wo gar kein Sozialleben mehr vorhanden ist. Der Unterschied zu einer spezifischen Phobie ist leicht verständlich: 

Spinnen, das Fliegen oder Höhe zu vermeiden ist relativ einfach und gleichzeitig schränkt es die Lebensqualität nicht zwangsläufig ein – je nachdem welches Ausmaß die Phobie annimmt natürlich. Menschen sind allerdings überall, außer man lebt als Eremit auf einem Berg. Überall ist Kommunikation notwendig, überall wird Interaktion gefordert, überall trifft man auf Augenpaare. 

Das Vermeidungsverhalten in diesem Kontext führt irgendwann zu Einsamkeit, die Symptome in den entsprechend wiederkehrenden Situation zu Frust, Scham, Selbstzweifel und Ärger.

Das muss jedoch nicht sein!

Für die Behandlung der sozialen Phobie gibt es hervorragende Ansätze, die schnell wirksam sein und zu nachhaltigen Ergebnissen führen können. 

Durch eine Kombination von Entspannungsübungen, Stärkung von inneren Ressourcen, Arbeit an sozialen Kompetenzen und dem Selbstbewusstsein, sowie konkreten Verhaltensübungen haben Betroffene die Möglichkeit, ihre Angst vor Menschen tragfähig in den Griff zu kriegen, ohne sie länger unterdrücken zu müssen. Und die so neu gewonnene Energie steht für freudige Ereignisse, spannende Erlebnisse und eine Lebensgestaltung, so wie man es sich wünscht, zur Verfügung.

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